Netzwoche 22.06.2016: Die digitale Transformation ist angekommen: Jetzt geht es darum, die Daten zu nutzen
Vor allem im Finanz- und Versicherungssektor steigt der Veränderungsdruck. Die Herausforderungen sind vielgestaltig: Zum einen erwachsen in den digital “nativen” Firmen wie Apple oder Google ernstzunehmende Wettbewerber vor allem im Geschäft mit dem Endkonsumenten. Zum anderen wird Veränderungsbereitschaft nicht selten von Legacy-IT und veralteten Prozessen ausgebremst. Das hat zumeist eine typische “Two-Speed-IT”-Gemengelage zur Folge. Die “langsame” Seite widmet sich aufwändig der Pflege und Instandhaltung der Alt-Systeme; die andere treibt mit hohem Druck Innovationen voran, um mit der Geschwindigkeit der anderen Player mithalten zu können.
Eine wichtige Aufgabe ist es daher für diese Unternehmen, ihre unterschiedlichen Zeitzonen in der IT zu synchronisieren. Dabei dürfen sie jedoch keinesfalls in den “alten” Rhythmus verfallen, sondern müssen “up-to-speed” mit den rasanten Entwicklungen der Digitalisierung werden. Unterstützung erfahren sie dabei durch die Technologien, die sich unter dem Akronym SMAC zusammenfassen lassen, also Social Media, Mobility, Analytics und Cloud Computing.
Die SMAC-Technologien bieten dabei nicht nur primäre Vorteile bezüglich Innovation, Produktivität und Effizienz. Sie liefern auch die Grundlage für den wichtigsten Rohstoff des 21. Jahrhunderts: Daten. Denn nachdem die Unternehmen in der ersten Transformationswelle der Digitalisierung den technologischen Nährboden bereitet haben, richtet sich in der zweiten der Fokus auf das Aggregieren von Werten aus dem angehäuften Datenschatz.
Daten in Werte verwandeln
Dieser Datenschatz speist sich aus den SMAC-Technologien ebenso wie aus neuen Entwicklungen wie Blockchain und Internet der Dinge (IoT). Um ihn nutzen zu können, werden jetzt Technologien benötigt, die in der Lage sind, effizient entscheidungsrelevante Informationen aus den wachsenden Pools an strukturierten und unstrukturierten Daten zu aggregieren. Schlüsseltechnologien sind hierbei Algorithmen, Automatisierung und künstliche Intelligenz beziehungsweise selbstlernende Systemtechnologien, die häufig unter dem Begriff kognitive Systeme zusammengefasst werden. Ein wichtiger Faktor für traditionelle Unternehmen ist dabei auch die smarte Integration mit den Legacy-Systemen, um das Datenerbe, das in ihnen steckt, für die neuen Analytics-Möglichkeiten nutzen zu können.
Wenn es Unternehmen gelingt, ihre Daten in Werte zu verwandeln, erschliessen sich ihnen viele neue Möglichkeiten. Effizienz- und Produktivitätsverbesserungen sind da nur der Anfang, die Veränderungen werden ganz neue Produkte und Services im Finanzsektor ermöglichen – bis hin zu Transformationen ganzer Geschäftsmodelle. Das Veränderungstempo wird dabei extrem hoch sein, das Ausmass enorm. Auch Banken und Versicherungen werden sich darauf einstellen müssen, dass es in dieser Zeit nicht ausreicht, an alten Erfolgsrezepten festzuhalten, sondern dass sie sich permanent neu erfinden müssen.
Die Gründung des neuen Verbands Swiss Fintech Innovations ist ein deutliches Zeichen dafür, dass Bewusstsein und Bereitschaft dafür in der Branche vorhanden sind. Jetzt gilt es, Taten in Form von Innovationen folgen zu lassen.